
Thyssenkrupp – ein Opfer falscher Politik
,Thyssenkrupp, einst Symbol deutscher Industrie und Stahlmacht, steht vor dem Ausverkauf. Medien berichten von einer geplanten Umwandlung in eine Finanzholding, dem Verkauf zentraler Sparten und einem massiven Stellenabbau. Zurück bliebe ein entkernter „Rumpf-Konzern“ – ohne Zukunft und ohne industrielle Substanz.
Diese Entwicklung ist kein Schicksal – sie ist hausgemacht. Eine Politik, die sich von Ideologie statt von Realität leiten lässt, hat entscheidend zur Krise beigetragen. Die Sanktionen gegen Russland haben die Energiepreise explodieren lassen – mit dramatischen Folgen für die energieintensive Stahlindustrie. Was Thyssenkrupp bräuchte, ist bezahlbarer Strom. Was es bekommt, ist politische Ignoranz.
Nun droht der Konzern unter die Räder des Neoliberalismus zu geraten: Marktlogik ersetzt Industriepolitik, Kapitalrendite verdrängt Verantwortung für Standort und Beschäftigte.
Dabei hängen an jedem Arbeitsplatz in der Stahlproduktion zahlreiche weitere – in Zulieferbetrieben, Logistik und Verarbeitung. Für das Ruhrgebiet steht weit mehr auf dem Spiel als ein einzelner Konzern: Es geht um die industrielle Zukunft einer ganzen Region.
Und die Bundesregierung? Die Landesregierung NRW?
Beide ducken sich weg. Dabei sind sie es, die mit ihrer Energie- und Sanktionspolitik diese Krise maßgeblich mitverursacht haben. Doch wenn es jetzt darum geht, einen industriellen Schlüsselbetrieb und Zehntausende Arbeitsplätze zu retten, herrscht Schweigen.
Christian Leye, Generalsekretär des Bündnis Sahra Wagenknecht und selbst Duisburger, erklärt dazu:
„Die Entwicklung bei Thyssenkrupp ist eine Vollkatastrophe für das Ruhrgebiet und für die arbeitenden Menschen in NRW. Die Deindustrialisierung Deutschlands bekommt nun einen prominenten Namen und eine Adresse. Es ist das sichtbare Versagen der Landes- und Bundespolitik: Jahrelang gab es Sonntagsreden für die Arbeiter – aber kein Handeln. Nun liegt das Ergebnis auf dem Tisch: die faktische Beerdigung eines der bedeutendsten Industrieunternehmen Deutschlands. Während in Großbritannien die Stahlindustrie verstaatlicht werden soll, hat man sich hier davor gedrückt – trotz vorhandener Konzepte wie einer Industriestiftung. Die Regierung Merz muss den Menschen erklären, warum sie unbegrenzt Geld für Aufrüstung bereitstellt, aber keinen Cent für die industrielle Basis dieses Landes. Diese industriepolitische Katastrophe ist politisch gemacht.“
Das BSW NRW fordert:
Bundes- und Landesregierung müssen Thyssenkrupp jetzt aktiv unterstützen – sofort und wirksam.
Zudem braucht es ein Ende der Russland-Sanktionen und den Zugang zu bezahlbarem Gas, damit energieintensive Branchen wie die Stahlindustrie überhaupt eine Überlebenschance haben.
Wir überlassen die Beschäftigten von Thyssenkrupp nicht dem freien Fall des Marktes.
Es ist Zeit für eine Industriepolitik, die diesen Namen verdient.
Das Beitragsbild zeigt Christian Leye, Sahra Wagenknecht und Amid Rabieh beim Besuch von thyssenkrupp mit dem Betriebsrat Erkan Kocular im Jahr 2023.